Der Schattenkönig und das Nichts

Die äthiopisch-amerikanische Autorin Maaza Mengiste

Feature von Johannes Gelich

Maaza Mengiste ist ein Jahr alt, als 1975 Haile Selassie, der Kaiser von Äthiopien, ermordet wird. Nach dem kommunistischen Militärputsch flieht die vierjährige Maaza Mengiste mit ihrer Familie aus Addis Abeba. Zuerst nach Nigeria und Kenia, dann in die USA.

Die traumatischen Erlebnisse der äthiopischen Revolution sind in Maaza Mengistes erstem, 2010 erschienen Roman “Unter den Augen des Löwen” präsent. Der Roman erzählt am Beispiel einer Familie die blutigen Umbrüche in Äthiopien Mitte der 1970er Jahre, als eine Dürrekatastrophe und die darauffolgende Inflation Massendemostrationen ausgelöst hatten.

Auch in ihrem 2019 erschienen und für den Booker-Prize nominierten Roman “Der Schattenkönig” spielt Kaiser Haile Selassie eine Rolle. Der Roman beschäftigt sich mit dem Einmarsch italienischer Truppen und eritreischer Söldner in Äthiopien im Jahr 1935 und die Flucht des Kaisers ins Exil. Im Zentrum stehen dabei vor allem äthiopische Frauen, die zu den, teils schlecht funktionierenden Waffen griffen, um an der Seite ihrer Väter, Brüder und Ehemänner gegen Mussolinis Invasionsarmee zu kämpfen. Krieg, Flucht und Migration beschäftigen die heute in den USA lebende Autorin Maaza Mengiste jedoch auch außerhalb der literarischen Verarbeitung. Sie schreibt als Journalistin über Migration und Menschenrechte und engagiert sich für Kinder-Hilfsorganisationen.

Der Autor Johannes Gelich traf die derzeitige DAAD-Stipendiatin zu einem Spaziergang durch das afrikanische Viertel in Berlin.

Service

Unter den Augen des Löwen. Roman, übersetzt von Andreas Jandl.Verlag das Wunderhorn, Heidelberg 2013
Der Schattenkönig. Roman, übersetzt von Brigitte Jakobeit und Patricia Klobusiczky. dtv, München 2021

Sendereihe

Gestaltung

  • Johannes Gelich